Der Eintritt ins Berufsleben ist eine tolle Sache. Du stehst endlich auf eigenen Beinen. Das hat aber auch den Nachteil, dass du dich nun um Vieles selbst kümmern musst und mit Dingen konfrontiert wirst, die bisher für dich gar nicht wichtig waren. Das betrifft beispielsweise auch Versicherungen. Und davon gibt es in Deutschland so viele, wie kaum in einem anderen Land. Einige Versicherungen musst du pflichtgemäß und andere kannst du freiwillig abschließen. Vor dem Abschluss solltest du die Angebote mehrerer Versicherungsgesellschaften hinsichtlich Preise, Leistungen und Konditionen vergleichen, besonders bei scheinbar günstigen Versicherungspaketen. Um dich nicht im Versicherungsdschungel zu verirren, erläutern wir dir, welche du als Azubi wirklich brauchst und worauf du achten solltest. Hier geht’s weiter …
Gesetzliche Krankenversicherung
Sobald du eine Ausbildung beginnst, bist dazu verpflichtet, dich als Mitglied in einer gesetzlichen Krankenkasse anzumelden. Im Krankheitsfall zahlt die Krankenversicherung Arztbehandlungen, die Betreuung im Hospital und kommt für Arzneimittelkosten auf. Wenn du länger als sechs Wochen lang krank bist, dann zahlt die Krankenkasse Krankengeld, das etwas weniger als dein Gehalt beträgt. Bis zu sechs Wochen zahlt dein Arbeitgeber die Lohnfortzahlung. Die Wahl der Krankenkasse bleibt dir überlassen. Du kannst deinen Versicherungsschutz an deine individuellen Bedürfnisse anpassen, indem du gründlich vergleichst. Die Beitragssätze und die Zusatzleitungen der Krankenkassen sind unterschiedlich. Manche haben einen höheren Beitragssatz, bieten dafür aber eine Kostenerstattung für Empfängnisverhütung, einen hohen Zuschuss für Brillen oder attraktive Bonusmodelle an. Wenn du nicht spätestens innerhalb der ersten 14 Tage deiner Ausbildung eine Krankenversicherung wählst, dann meldet dich dein Arbeitgeber automatisch bei der Kasse an, in der du familienversichert warst.
Kfz-Haftpflichtversicherung
Per Gesetz sind alle Fahrzeughalter dazu verpflichtet, eine Kfz-Versicherung abzuschließen, um das Auto zulassen zu können. Diese greift bei Schäden am Fahrzeug, an Insassen und an der Einrichtung, falls ein Unfall von dir verursacht wird. Bevor du die Versicherung abschließt, solltest du dir die Deckungssumme anschauen. Wenn diese sehr gering ist, dann bedeutet das, dass du alles was im Schadensfall darüber an Kosten entsteht, selbst zahlen musst. Der Versicherungsbeitrag ist für Leute unter 23 Jahren recht hoch, da statistisch gesehen junge Fahrer die meisten Unfälle verursachen. Je länger du schadensfrei fährst, umso geringer werden die Beiträge.
Tipp: Lass dein Auto über deine Eltern anmelden, um Geld zu sparen. Zusätzlich kannst du eine Teil- oder Vollkaskoversicherung abschließen. Hier musst du selbst entscheiden, ob du dich komplett absichern möchtest, wodurch der Versicherungsbetrag höher ist, oder ob du einen von dir bestimmten Eigenanteil (Selbstbeteiligung) tragen willst, aber am Beitrag sparst. Die Teilkaskoversicherung erstattet Schäden bis zum gewählten Eigenanteil, die ohne dein Zutun entstanden sind, wie z.B. Diebstähle, Wildunfälle oder wetterbedingte Schäden. Die Vollkaskoversicherung übernimmt zusätzlich Schäden am Fahrzeug, die durch einen von dir verursachten Unfall entstanden sind. Tipp: Empfehlenswert ist eine Selbstbeteiligung von 300 Euro bei der Vollkasko- und 150 Euro bei der Teilkaskoversicherung. Nutze die Vergleichsportale im Internet.
Private Haftpflichtversicherung
Falls deine Eltern diese Versicherung abgeschlossen haben, dann bist du in der Regel auch während der Lehre noch über sie mitversichert. Spätestens nach deiner Ausbildung solltest du selbst eine Haftpflichtversicherung abschließen. Diese Versicherung kommt für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden auf, die du in deiner Freizeit (hoffentlich nicht) verursachst.
Hausratversicherung
Wenn du noch bei deinen Eltern wohnst, brauchst du diese Versicherung nicht. Für die eigenen vier Wände schon. Sie greift bei Schäden, die an deiner Wohnung und dem, was sich darin befindet, durch Wasser, Sturm, Brand oder Diebstahl entstehen. Die Versicherungssumme ist frei wählbar. Bedenke, dass sich mit einer höheren Versicherungssumme auch die Beiträge erhöhen. Schätze lieber vorher ab, wie viel deine Haushaltsgeräte, Computer und Möbel wert sind.
Private Unfallversicherung
Falls ein Unfall während der Ausbildung passieren sollte, bist du über deinen Arbeitgeber versichert. Für Freizeitunfälle, beispielsweise beim Sport, solltest du eine eigene Unfallversicherung abschließen. Diese greift bei körperlichen oder geistigen bzw. langwierigen Schäden nach einem Unfall und zahlt, wenn du nur noch eingeschränkt oder nicht mehr arbeitsfähig bist.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Wenn du aufgrund einer ernsthaften Krankheit oder nach einem Unfall nicht mehr arbeiten kannst, dann zahlt der Staat eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Diese ist jedoch nicht sehr hoch. Als Azubi hast du allerdings den Vorteil, dass du die Wartezeit von fünf Jahren bei der Erwerbsminderungsrente nicht einhalten musst. Dir steht ab dem ersten Tag deiner Lehre ein Versicherungsschutz bei Arbeitsunfällen oder einer Berufskrankheit zu, der sich ab dem zweiten Jahr auf Freizeitunfälle und Krankheiten ausweitet.
Für die Berechnung der Erwerbsminderungsrente wird deine Ausbildungszeit höher bewertet. Auch wenn du als Azubi wenig verdienst, dienen als Berechnungsgrundlage bis zu 75 Prozent des Durchschnittsgehaltes aller Versicherten. Trotzdem lohnt es sich für den Fall der Fälle eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Diese zahlt dir ebenfalls monatlich eine Rente bei Berufsunfähigkeit. Vor Abschluss der Versicherungspolice wird allerdings dein aktueller Gesundheitszustand genauestens untersucht. Die Beitragshöhe ist abhängig von Alter, Geschlecht oder Beruf und sie steigt an, je älter du wirst. Hier solltest du unbedingt Leistungen und Rentenhöhe der Versicherungen miteinander vergleichen.
Rechtsschutzversicherung
Wenn ein Rechtsstreit vor Gericht zu deinen Ungunsten entschieden wird, kann das sehr teuer werden. Eine Rechtsschutzversicherung erstattet dir Prozess- und Anwaltskosten bis zur Höhe der Versicherungssumme. Es gibt die private Rechtsschutz-, die Verkehrsrechtsschutz- und die Berufsrechtsschutzversicherung. Erkundige dich bei deinen Eltern, ob sie eine haben, dann bist du als Azubi über sie noch mitversichert.
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