Der Schulabschluss steht bevor und irgendwie weißt du noch nicht so recht, in welche Richtung es danach für dich gehen soll? Du schwankst zwischen Ausbildung und Studium oder hast keine Idee, welchen Beruf du zukünftig ausüben möchtest? Und eigentlich möchtest du am liebsten etwas Abstand gewinnen, um mal die Schulbank ein wenig zu vergessen und dich neu zu orientieren? Dann gönne dir doch eine Auszeit! Damit ist aber nicht gemeint, dass du untätig herumsitzen sollst. Ein Gap Year ist eine sinnvolle Alternative zum sofortigen Ausbildungsstart. Du kannst die Welt bereisen, dich engagieren, Erfahrungen sammeln und so viel besser in dich gehen, um herauszufinden, was du in Zukunft möchtest. Wenn du das Gap Year richtig nutzt, dann zauberst du damit sogar einen Pluspunkt in deinen Lebenslauf. Übrigens kannst du so auch ideal Hochschulwartesemester überbrücken. Schau dir an, welche Möglichkeiten dir dabei offen stehen…
Freiwilligendienste
Für diejenigen, die sich nützlich einbringen und persönlich weiterentwickeln möchten, bieten Freiwilligendienste eine breite Palette an Möglichkeiten. Du kannst Kinder oder Senioren betreuen, an verschiedenen sozialen Projekten mitarbeiten, in der Landwirtschaft mitwirken und noch vieles mehr. Freiwilligendienste kannst du sowohl im Ausland als auch in Deutschland absolvieren. Dein Engagement wird sich nicht nur als Bonus in deinem Lebenslauf bezahlt machen, sondern dich um viele Erfahrungen bereichern und dir wertvolle Kompetenzen vermitteln. Diese Optionen stehen dir offen: Das Freiwillige Soziale Jahr, der Bundesfreiwilligendienst, der Freiwilligendienst im Ausland, das Freiwillige Ökologische Jahr oder der Freiwillige Wehrdienst. Hast du eigentlich schon mal vom „Wwoofen“ gehört? Wwoof steht für „World Wide Opportunities on Organic Farms“. Als Teilnehmer hilfst du im In- oder Ausland auf Biobauernhöfen und Bioplantagen mit. Dabei kannst du aus über 90 Ländern auswählen Vergütet wirst du durch Gratisunterkunft und -verpflegung. Weitere Infos findest du auf der Homepage wwoofinternational.org.
Work-and-Travel oder Au-pair?
Andere Menschen, Länder und Kulturen kennenlernen kannst du auch als Au-pair oder im Rahmen eines Work-and-Travel-Programms. Dazu wendest du dich an entsprechende Organisationen, die schnell unter den Stichwörtern „Work and Travel“ im Internet zu finden sind. Sie vermitteln dir Kontakte bzw. Jobs und unterstützen dich bei der Bewerbung sowie beim Beantragen eines Visum. Als Au-pair wohnst du in einer Gastfamilie und unterstützt sie bei der Betreuung der Kinder sowie leichten Hausarbeiten, während die Eltern arbeiten. Im Gegenzug erhältst du Unterkunft bzw. Verpflegung und ein kleines Taschengeld. Da du wie ein vollwertiges Familienmitglied aktiv am Leben der Family teilnimmst, baust du in Nullkommanix deine Fremdsprachenkenntnisse aus.
Work-and-Travel-Programme bieten dir die Möglichkeit, im Ausland Aushilfsjobs oder Saisonarbeiten aufzunehmen. Das können Erntetätigkeiten, Bauarbeiten, Einsätze in Fabriken, der Gastronomie, in Hotels oder in den Bereichen Animation, Tierpflege oder als deutschsprachiger Reiseleiter sein. Ein Gap Year auf diese Weise zu absolvieren, ist ideal, um Berufserfahrungen zu sammeln, interkulturelle Kompetenzen auszuprägen und Sprachkenntnisse auf Vordermann zu bringen. Informationen über Work-and-Travel-Anbieter findest du beispielsweise auf der Homepage work-and-travel.co. Um eine seriöse Au-pair-Vermittlung zu finden, solltest du Erfahrungsberichte im Internet recherchieren und die Leistungen vergleichen.
Praktikum
Falls du überhaupt noch keine Ahnung haben solltest, was du beruflich machen möchtest, dann ist ein Praktikum das Must-have, um in die Arbeitswelt einzutauchen und erste Jobluft zu schnuppern. So kannst du am besten feststellen, ob dir die Tätigkeiten eines bestimmten Berufes auch gefallen würden und einer falschen Berufswahl vorbeugen. Idealerweise absolvierst du ein Praktikum schon während der Schulzeit. Wenn du den Schulabschluss in der Tasche hast, dann solltest du deine Zeit in jedem Fall nutzen, um dich mit einem oder besser mehreren Berufsfeldern vertraut zu machen. Übrigens: Für manche technische, sozial- und geisteswissenschaftliche Studiengänge, aber auch für Ausbildungsberufe, wie z.B. Erzieher/-in oder Physiotherapeut/-in, ist es sogar Voraussetzung, ein Vorpraktikum zu absolvieren.
Sprachreisen und Auslandsaufenthalt
Eine Fremdsprache erlernt man am besten und am schnellsten vor Ort. Das gelingt super mit einer Sprachreise. Im Einzel- oder Gruppenunterricht wirst du in kürzester Zeit deine Traumsprache erlernen und hast trotzdem genug Zeit, um Land und Leute kennenzulernen. Da hier auch kürzere Aufenthalte möglich sind, eignet sich eine Sprachreise für alle, die zwischen Schule und Ausbildung stehen. So lassen sich die wenigen Wochen bzw. Monate optimal nutzen. Wer mehr Zeit unter einer fremden Sonne verbringen möchte, der kann sich um ein Auslandspraktikum bewerben oder sogar einen Teil seiner Ausbildung im Ausland verbringen. Viele Unternehmen wissen diese Erfahrung zu schätzen und sie brauchen vermehrt Nachwuchskräfte, die sich in der Arbeitswelt ihrer ausländischen Geschäftspartner auskennen.
Finanzielle Aspekte
Das hört sich alles schön und gut an, doch wie finanzierst du nun ein Gap Year? Es kommt darauf an, für welche Möglichkeit du dich entscheidest. Einige der Programme sind mit Kosten verbunden, manche werden auch gefördert. Deshalb ist es wichtig, dich vorab gründlich über die Bedingungen und Programmgebühren zu informieren. Etwas teurer sind die Freiwilligendienste im Ausland, die Sprachreisen und die Au-pair-Programme. Gutes Geld verdienst du nur im Rahmen eines Work-and-Travel-Aufenthaltes. Allerdings ist die Zeit, die du im Ausland verbringst, unvergesslich und die Erfahrung unbezahlbar. Wohin du auch gehen möchtest, du wirst über dich hinauswachsen, an Selbstbewusstsein gewinnen, Fremdsprachen erlernen, praktische Erfahrungen sammeln, neue Freunde finden, wichtige Soft Skills erwerben und dein Leben um einmalige Erlebnisse bereichern.
Das Gap Year im Lebenslauf
Was bringt dir deine sinnvoll verbrachte Auszeit nun auf dem Lebenslauf und wie sollst du sie angeben? Vermeide oberflächliche Angaben, wie etwa „Auslandsaufenthalt“ oder „Sprachreise“. Benenne stattdessen den genauen Zeitraum, den konkreten Ort, den Zusammenhang sowie die Ergebnisse. Bei einem Sprachkurs im Ausland schreibst du beispielsweise „Intensivkurs Englisch in London zur Erweiterung der Sprachkenntnisse auf Niveau B2“. Längere Aufenthalte beschreibst du etwa so: „Südamerikareise durch Kolumbien, Venezuela und Ecuador im Rahmen des XY-Programms“.
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