Du möchtest am liebsten nichts wie weg und ab ins Ausland? Wie wäre es mit einer Schreinerlehre in Finnland? Oder du gehst als angehende/r Industriekauffrau/-mann nach Spanien? Oder vielleicht als Azubi zum Mechatroniker/-in nach England? Auslandserfahrungen werden für viele Positionen vorausgesetzt und sind zu einem Must-have im heutigen Arbeitsleben geworden, da immer mehr Unternehmen international agieren. Mit einem Aufenthalt im Ausland baust du nicht nur deine Fremdsprachenkenntnisse aus, sondern entwickelst auch wichtige Soft Skills. Viele Azubis gehen davon aus, dass diese Erfahrungen lediglich Studenten vorbehalten sind bzw. sich nur im Rahmen einer Auszeit realisieren lassen. Dabei kannst selbst du als Auszubildender ein Auslandspraktikum aufnehmen oder sogar einen Teil deiner Lehre im Ausland absolvieren. Wir verraten dir in diesem Beitrag, welche Möglichkeiten auf dich warten, wie du deinen Auslandsaufenthalt umsetzen und vor allem finanzieren kannst. Los geht’s …
Das Auslandspraktikum hat viele Gesichter
Sobald du das 18. Lebensjahr erreicht hast, dann kannst du mit einer Bewerbung um ein Auslandspraktikum loslegen. Welche Art der Ausbildung du aufgenommen hast oder ob du gerade mitten in der Lehre steckst, kurz davor bist oder sie gerade abgeschlossen hast, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Auslandspraktika werden in fast allen Wirtschaftsbereichen angeboten. Am einfachsten ist es, ein Praktikum in einem anderen Land der Europäischen Union zu absolvieren. Unterscheiden lassen sich Auslandspraktika zum einen in freiwillige und Pflichtpraktika und zum anderen in Fachpraktika, Berufspraktika und Vorpraktika. Zudem existieren noch andere Formen, die sich speziell an Abiturienten richten. Im letzten Punkt des Kapitels erläutern wir dir, wie du dein individuell für dich optimal zugeschnittenes Praktikum im Ausland finden kannst.
Koffer packen allein reicht nicht!
Natürlich will dein Aufenthalt in fremden Gefilden gut vorbereitet sein. Wer außerhalb der EU ein Auslandspraktikum aufnehmen möchte, sollte rechtzeitig Informationen zu Visabestimmungen einholen. Hierzu solltest du mindestens drei Monate einplanen, um sich entsprechend zu rüsten. Dazu gehört natürlich auch, einen Sprachkurs zu absolvieren oder sich einen Kurs vor Ort zu suchen. Du hast die Möglichkeit, dich entweder selbst um einen Praktikumsplatz zu kümmern oder du wendest dich an eines der zahlreichen Vermittlungsbüros. Diese lassen sich schnell im Web finden. Zwar verlangen sie in der Regel eine Gebühr, aber dafür unterstützen sie dich bei der Stellensuche und bei der gesamten Organisation.
Ausbildung im Ausland – mehr als trendy!
Dass ein Auslandsaufenthalt nicht nur etwas für Studenten ist, zeigt sich vor allem in vielen Angeboten großer Unternehmen, die ihre Auszubildenden gerne um die Welt schicken. Doch die zunehmende internationale Ausrichtung vieler kleiner und mittelständischer Betriebe lässt deren Nachfrage nach auslandserfahrenen Nachwuchskräften ebenfalls steigen. Sie setzen vermehrt auf Azubis, die später im Geschäftsleben den Anforderungen gewachsen sind. Deshalb kannst du heute, einfacher denn je zuvor, als Auszubildender einen Teil deiner Lehre im Ausland absolvieren. Du solltest diese Chance unbedingt nutzen. Wie das funktioniert? Schau dir dazu das Programm des Netzwerks Berufsbildung ohne Grenzen an.
Du kannst sogar bis zu einem Viertel deiner Lehrzeit im Ausland verbringen. Diese Bildungsmaßnahme kannst du mit dem Einverständnis deines Ausbildungsbetriebes im Ausbildungsvertrag festhalten. Entweder erhälst du im anderen Land weiterhin deine Vergütung durch dein Unternehmen oder dieses teilt sich dein Gehalt mit der ausländischen Firma, bei welcher du vorübergehend lernst. Das Netzwerk „Berufsbildung ohne Grenzen“ hat dazu ein kostenloses Handbuch mit wertvollen Informationen zur Ausbildung im Ausland.
Wie finanziere ich meinen Auslandsaufenthalt?
Es gibt es verschiedene Möglichkeiten und Unterstützungen, um deinen Auslandsaufenthalt während der Ausbildung oder eines Praktikums zu finanzieren. Eine Option ist das Auslands-BAföG. Allerdings musst du bei dieser Art der Förderung für Reisekosten und Unterkunft vor Ort selbst aufkommen. Ausbildungsunternehmen erhalten für jede Woche, die sich der Lehrling im Ausland befindet, einen Zuschuss. Verschiedene Förderprogramme des Europäischen Sozialfonds unterstützen Auslandsaufenthalte, die mindestens drei Wochen dauern sollen. Während dieser Zeit wirst du übrigens von der Teilnahme am Unterricht deiner Bildungseinrichtung freigestellt. Allerdings musst du danach den versäumten Stoff nachholen. Am besten berätst du dich dazu mit deinen Lehrern und deinem Ausbilder.
Wichtig: Informiere dich über die Anerkennung deiner Leistungen, die du im Ausland erworben hast. Denn nicht alles, was du dort lernst, wird im Rahmen deiner Ausbildung in der Heimat akzeptiert. Recherchiere gründlich im Internet und hole Informationen zu Stipendien- und Zuschussmöglichkeiten sowie Bildungskrediten auch bei deiner zuständigen Stelle (Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammern) bzw. der Agentur für Arbeit ein.
Wie kann ich mich informieren?
Bevor du als angehender Bankkaufmann in die USA fliegst oder einen Teil deiner Tischlerausbildung in Norwegen absolvierst, solltest du dich gründlich informieren und intensiv beraten lassen. Zum einen kannst du dich auf der IBS-Datenbank der Informations- und Beratungsstelle für Auslandsaufenthalte in der beruflichen Bildung, die sich auf den Schwerpunkt Auslandsmobilität spezialisiert hat, umschauen. Hier sind sämtliche Programme und Finanzierungsmöglichkeiten für Auslandsaufenthalte auf der ganzen Welt aufgelistet. Durch eine Filteroption kommst du schnell an die Programme und dazugehörigen Infos, die für dich persönlich infrage kommen. Schau dich dazu gleich auf diesem Link um.
Und auch der Flyer „Einfacher als du denkst“ der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung bietet Infos rund um Ausbildungsmöglichkeiten im Ausland für Schulabsolventen, Berufsschüler und Azubis.
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